Geschäftskonzept erstellen: Zeit und Nerven sparen ohne Businessplan

Geschäftskonzept

Wer eine Geschäftsidee entwickelt oder ein Unternehmen gründet, entwirft Idee, Strukturen und Prozesse erst mal auf dem Papier – zur eigenen Orientierung, für Präsentationen oder um Partner und Investoren zu überzeugen. Doch in welcher Form hält man seine Idee am besten fest? Ein Plädoyer für das Geschäftskonzept – irgendwo zwischen Business Model Canvas auf einer Seite und Businessplan auf dreißig Seiten.

Seit langer Zeit habe ich kürzlich mal wieder selbst einen Businessplan geschrieben.

Gemeinsam mit meiner Frau Janine starte ich in Kürze mamour, ein Online-Magazin und Buchportal für junge Eltern. Da wir eine Förderung beantragt haben, führte kein Weg am guten, alten Businessplan vorbei.

Also habe ich mich hingesetzt, die Würfel und die Glaskugel ausgepackt, und munter die Zukunft in Zahlen gezeichnet.

Ganz ehrlich: In acht Jahren, die ich als Unternehmer tätig bin, habe ich mich noch in keinem meiner Projekte in der Lage gesehen, drei oder gar fünf Jahre im Voraus realistische Planungen zu erstellen.

Erstens kommt es immer anders – und zweitens als man denkt!

Und deshalb gibt es für mich nur genau diesen einen Fall, in dem sich der Aufwand eines klassischen Businessplans lohnt: eine Bank oder ein Investor verlangt es so.

In allen anderen Situationen kannst du dir den Businessplan sparen!

Eine neue Sprache für Geschäftsmodellbauer

Vor ein paar Jahren stieß ich auf das Business Model Canvas von Alexander Osterwalder. Dieses Tool hat die Art und Weise, wie ich über Geschäftsideen und Geschäftsmodelle spreche, sehr stark beeinflusst und verändert.

Dieses simple Tool, das in neun Blöcken alle Eckpfeiler eines Geschäftsmodells auf den Punkt bringt, hat eine neue, eine einfachere Sprache geschaffen, um Ideen zu entwickeln, zu beschreiben und zu präsentieren.

Ich habe seitdem viel mit dem Canvas gearbeitet, habe Vorträge darüber gehalten, Kunden geschult, Workshops moderiert und das Buch* zahlreichen Gründern ans Herz gelegt, die ich begleitet habe.

Für mich hat das Geschäftsmodell den Businessplan ersetzt. Anstatt in seitenlanger Prosa kann man damit die wichtigen Bausteine eines Unternehmens auf einer Seite darstellen und visualisieren.

Das Geschäftskonzept als effektive Lösung

Ein bisschen hat meine Begeisterung für das Business Model Canvas in letzter Zeit nachgelassen. Ohne dass ich genau sagen könnte, warum eigentlich.

Ich habe gemerkt, dass ich bei neuen Ideen immer öfter auf das Ausfüllen des Canvas verzichte. Und bei laufenden Projekten schaue ich auch nicht mehr so oft auf die verschiedenen Versionen des Canvas, arbeite weniger mit dem Tool.

Was ich stattdessen mache?

Ich halte die wichtigen Eckpunkte zu einer neuen Idee in einem Dokument fest, manchmal nur in Stichworten, meist aber ausformuliert. Im Grunde ist es eine Ausformulierung des Canvas-Inhalt – aber deutlich knapper als ein Businessplan.

Vor allem aber konzentriere ich mich auf die wirklich wichtigen Fragen und stelle keine hypothetischen Pläne für fünf Jahre auf.

Diese Art, ein kurzes, übersichtliches Geschäftskonzept zu erstellen, hat sich bei mir mehr oder weniger intuitiv zwischen den verschiedenen Ansätzen als das am besten funktionierende Vorgehen durchgesetzt.

Aber erst ein Artikel von Brigitte und Ehrenfried Conta-Gromberg, den Autoren von Smart Business Concepts*, hat dazu geführt, dass ich über diese Vorgehensweise bewusst nachgedacht habe.

Die beiden kritisieren genau wie ich die Nutzlosigkeit von Businessplänen für smarte Gründer.

Sie merken an, dass ein Canvas oft nicht effektiv eingesetzt wird:

„Wir haben schon mehrere solcher ,verwaisten‘ Canvas-Baustellen an Zimmerwänden gesehen. Mit viel Energie begonnen, nicht beendet, keine Auswirkung.“

Und sie empfehlen deshalb, ein kurzes, aussagekräftiges Geschäftskonzept zu erstellen, das zu einem ständigen Begleiter im Gründungsprozess und im späteren unternehmerischen Alltag wird.

Welches Format in welcher Situation?

Meine Empfehlung an alle Gründer, Solopreneure und überhaupt jeden, der an einer Geschäftsidee arbeitet:

  • Wenn deine Bank oder ein Investor unbedingt einen haben will, aber auch wirklich nur dann, schreib einen Businessplan!
  • Um deine Idee zu visualisieren, zu präsentieren oder mit anderen Menschen daran zu arbeiten, nutze das Business Model Canvas als Tool!
  • Um deine Ideen und Gedanken zu strukturieren und zu dokumentieren und die wesentlichen Eckpfeiler deines Geschäftsmodells zu definieren, erstelle ein Geschäftskonzept! Auf fünf bis zehn Seiten kannst du die entscheidenden Aspekte auf den Punkt bringen.

Die Bausteine eines gelungenen Geschäftskonzeptes

Wie kann man nun ein gutes Geschäftskonzept erstellen? Welche Inhalte gehören unbedingt hinein?

Mein wichtigster Tipp: Denke immer zunächst vom Kunden aus und stelle die wichtigsten Punkte zusammen, die direkten Einfluss auf das Kundenerlebnis haben!

Erst im zweiten Schritt folgt dein konkretes Angebot, dein Produkt, dein Service – und wie du damit bestmöglich an die Bedürfnisse des Kunden anknüpfen kannst.

Und erst an dritter Stelle zählen formelle, strukturelle und prozessuale Aspekte – sie sind nicht der Kern deiner Idee, sondern nur notwendige Aspekte, um ein optimales Angebot mit hohem Mehrwert für deine Zielgruppe zu erschaffen.

Folgendes Raster bietet eine gute Orientierung – für ein erstes Konzept ist dabei nicht jeder Punkt zwingend nötig. Wenn einzelne Fragen dich nicht weiterbringen oder noch nicht beantwortet werden können, halte dich nicht zu lange damit auf.

Welcher Nutzen für welche Zielgruppe?

  • Welches Problem (Pain) löst bzw. welches Bedürfnis (Gain) befriedigst du mit deiner Idee?
  • Wie sieht dein konkretes Nutzenversprechen aus, welche Produkte und/oder Services bietest du an?
  • Wer ist dein Kunde bzw. welche Kundensegmente lassen sich unterscheiden?
  • Welche anderen Produkte und Lösungen gibt es bereits und welche Alleinstellungsmöglichkeiten hast du (Stichwort: USP)?

Welche Kommunikationswege und Kanäle?

  • Wie sieht der kommunikative Rahmen aus (Marke, Name, Design, Botschaften, Claim/Slogan etc.)?
  • Wie gestaltest du deine Kundenbeziehung, welche Aspekte und Instrumente sind dafür entscheidend?
  • Welche Kanäle und Berührungspunkte definieren den Weg des Kunden, z.B. vom Erstkontakt, über Information, Beratung und Kauf bis hin zu Betreuung und Support?
  • Welche Markteintritts- und Marketingmaßnahmen sind geplant?

Welches Erlösmodell?

  • Wie willst du mit deiner Idee Geld verdienen bzw. welche Einnahmequellen gibt es?
  • Was sind die Kostentreiber bzw. welche Ausgaben gibt es?

Welche Strukturen und Prozesse?

  • Welche formellen, rechtlichen, behördlichen Rahmenbedingungen sind zu beachten?
  • Welche Komponenten und Partner benötigst du, um dein Angebot erstellen zu können?
  • Wie sieht die Prozesskette zur Wertschöpfung in etwa aus?

Welche Meilensteine?

  • Wie lauten die wichtigsten Meilensteine deines Handlungsplans?
  • Wie sieht dein Zeitplan für die kommenden Phasen aus (z.B. für Prototyping, Test, Markteintritt etc.)?

 

Ich werde in Kürze einen vertiefenden Beitrag zum Schreiben eines Geschäftskonzeptes veröffentlichen. Für die Abonennten meines Newsletters wird es passend dazu ein Template zum Erstellen von Geschäftskonzepten geben.

Wenn du Interesse daran hast und noch nicht meinen Newsletter bekommst, kannst du dich hier unter dem Artikel eintragen (keine Sorge – kein Spam, max. 2 Mails pro Monat, du kannst dich jederzeit wieder austragen).

Ein Kommentar, sei der nächste!

  1. Sehr schön geschrieben und hilfreich für jeden der sich mit dem Thema Businessplan gerade beschäftigt. Aber selbst bei einem One Pager für VC Investoren oder Business Angels ist die 3-5 Jahres Hellseherei mittlerweile Pflicht, auch wenn ich das für absoluten Quatsch halte. Eine vernünftige Kalkulation der Kosten ist weitaus wichtiger als eine utopische Hochrechnung die auf reinen Schätzwerten basiert, aber so sind die Banken halt nunmal 😉

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